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Antisemitismus und Knast

Schon öfter fielen mir hier in der JVA (Justizvollzugsanstalt) Bruchsal antisemitische oder faschistische Parolen an Flurwänden auf; obwohl ich in Isolationshaft sitze, oder gerade deshalb, gehe ich die wenige Zeit, die ich außerhalb der Zelle verbringe (unter Bewachung), besonders aufmerksam durchs Haus.

2003 fielen mir mehrmals spontan Hakenkreuze auf und nachdem auch nach Tagen diese immer noch an den gleichen Stellen zu sehen waren, sprach ich einen höherrangigen Wärter explizit darauf an. Kurz danach wurden mit Farbe die Hakenkreuze übermalt.

Am 10.03.04 mußte ich ins Krankenrevier der JVA zwecks Blutdruckmessung und in Augenhöhe standen im Wartebereich mehrere gut lesbare antisemitische Hetzparolen („Scheiß Juden“, „Tod den Juden“, usw.) Obwohl ich nicht etwa gezielt Ausschau hielt, fielen mir diese Schmierereien sofort ins Auge.

Hierauf sprach ich einen Mitarbeiter des Krankenreviers, den Sanitätsbeamten H., an und frug diesen was er dazu meine und weshalb man nicht die Hetzparolen beseitige. In ungnädigem Tonfall unterstellte er mir zuerst, daß wohl „meine Brüder“ die Parolen angebracht hätten (Anmerkung: ich bin antifaschistischer Skinhead! Offenbar hält H. jeden Glatzkopf für einen Naziskin.) und ich mich doch deshalb nicht aufregen solle. Im Übrigen
ginge mich das Ganze rein gar nichts an, dies hier wäre nämlich der Bereich des Krankenreviers.

Angesichts dieser –freundlich formuliert- wenig einsichtigen Reaktion des Landesbeamten H. habe ich mir die Freiheit genommen, den Verfassungsschutz und die Staatsanwaltschaft zu informieren; dies mag zwar wenig bringen, aber nach draußen behaupten doch gerade solche Institutionen, unnachsichtig Antisemitismus zu bekämpfen. Wir wollen sehen, wie eifrig nun gehandelt werden wird – oder auch nicht!




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last modified 23.11.2017 | webmaster