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Hungerstreik in Bruchsaler Knast

Hungerstreik in Bruchsaler Knast

Seit einigen Tagen befindet sich im Bruchsaler Gefängnis Herr Gerd Theisz im Hungerstreik. Über seine Haftsituation berichtete ich schon an anderer Stelle. ( „11 ½ Jahre Knast“ ; http://www.de.indymedia.org/2006/08/156000.shtml )

Den Ausschlag für den Hungerstreik geben nach Gerds Bekunden mehrere Vorfälle Ende Dezember 2006, Anfang 2007. So verlangte die für ihn zuständige Gefängnisjuristin von ihm Schadensersatz, da er angeblich ein paar Gefängnissocken beschädigt habe; seine Aussage, dass er diese schon in diesem defekten Zustand von der JVA erhalten habe, sei ignoriert worden. Diese „Socken-Geschichte“ war nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Die Anstaltsärztin weigere sich zudem, so Gerd Theisz, ihn arbeitsunfähig zu schreiben, obwohl er an starken Hüftschmerzen leide. Gerd bekam von Fachärzten die Diagnose Hüftgelenkskoxantrose gestellt; dabei scheuern Hüftgelenk und Hüftpfanne aufeinander, was zum einen sehr schmerzhaft ist und zum anderen früher oder später eine OP erforderlich macht um ein künstliches Gelenk einzusetzen.
Nun verlangt die JVA-Ärztin offenbar von Herrn Theisz, sich einer Infusionstherapie mit Schmerzmitteln zu unterziehen – da er sich weigere dem zuzustimmen, schreibe sie ihn nicht krank.
Nun muss man wissen, dass hier im Gefängnis eine umfassende Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten im Grunde nicht oder kaum erfolgt; man möge doch einfach der Ärztin „vertrauen“. Ich selbst gab es auf mich mit dem Personal um Zugang zu den Medikamentenbeipackzetteln zu streiten und legte mir kurzerhand die „Rote Liste“ zu, dort sind alle wesentlichen Informationen abgedruckt.
Wer möchte es Gerd verdenken, dass er sich als Versuchskaninchen fühlt und dabei nicht mitmacht? Zumal die Ärztin zugleich strikt ablehne ihm eine zweite Matratze, sowie eine in der Nacht wärmende Steppdecke zu verordnen.

Er sollte mit der Wolldecke – die Standart ist – Vorlieb nehmen, diese ist jedoch so gestaltet, dass sie nachts vom Körper rutscht, dieser kühlt aus, was für Gerd subjektiv die Hüftschmerzen verschlimmert. Und was die Matratze angeht: Wir haben im Knast als Bettenrost eine Sperrholzplatte, darauf liegt eine dünne Schaumstoffmatratze. Damit er nicht mehr so hart liegen muss, was ebenfalls die Schmerzen verstärke, bat er – erfolglos – um eine zweite Matratze.

Auseinandersetzungen gab es auch mit dem Beamten Gr., unter dessen Aufsicht Gerd arbeitete. So empfand Gerd es als „Psychokrieg“, wenn er nachmittags nach Arbeitsende seine Teeflasche im Betrieb funktionstüchtig zurück lies, aber am nächsten morgen mit durchlöchertem Boden vorfand. Dies sei nur eines von diversen Beispielen.

Da Gerd nun – neben dem Hungerstreik – auch nicht zur Arbeit geht, gilt er als Arbeitsverweigerer, so dass ihm 365 € Haftkosten pro Monat in Rechnung gestellt werden.
Er ist mit einem Body-Mass-Index von 18 von Haus aus untergewichtig, der Hungerstreik wird daran nichts verbessern; aber für ihn ist es der letzte Ausweg seine Gesundheit und seine Würde zu verteidigen.

Thomas Meyer-Falk
c/o JVA-Z.3117, Schönbornstr. 32
D-76646 Bruchsal
http://www.freedom-for-thomas.de









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last modified 23.11.2017 | webmaster