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Mordversuch - oder viel Lärm um nichts?



Am Ostersonntag wollte Frederick Müller (Name geändert) sich Gemüse zubereiten und entdeckte, wie er sagte, Manipulationen an der Packung. Sofort rief er einen Beamten hinzu. Ein Mordversuch im Freiburger Gefängnis – oder alles heiße Luft?



Die Vorgeschichte zur Geschichte

Schon seit längerem schwelte es zwischen Frederick, fast 60 Jahre alt, und Friedrich, noch keine 40. Aber beide schon seit Jahren in der Sicherungsverwahrung in Freiburg einsitzend. Am 26. März sind Friedrich und ein weiterer junger Insasse in Fredericks Zelle eingedrungen und schlugen auf ihn ein. Von einem anderen Insassen kam die Aussage in Umlauf, dass das Essen von Frederick vergiftet werden sollte. Aber gegenüber dem Personal hatte er das damals nicht angegeben, er habe aber Frederick eine Warnung zukommen lassen.

Das Tiefkühlgemüse von Frederick

Im Freizeitraum der Sicherungsverwahrung steht ein großer Tiefkühlschrank, bei 18 Grad unter null können dort die Insassen ihre Esswaren einfrieren, jeder hat sein eigenes Fach. Als Frederick am Ostersonntag Tiefkühlgemüse aus seinem Fach holte, fiel ihm auf, dass die Packung an einer Stelle aufgeschnitten war. Bei Öffnung seien ihm kleine blaue Bröckchen aufgefallen und ein Klumpen sei auch blau gewesen. Der von ihm hinzugerufene Amtsinspektor W. sperrte umgehend den ganzen Freizeitraum. Später am Nachmittag wurde dann der Tiefkühlschrank sichergestellt und entfernt. In einem so kleinen Mikrokosmos wie einer Haftanstalt regiert das Gerücht und entsprechend wird nun behauptet, möglicherweise habe Friedrich, noch vor dem Angriff am 26. März, tatsächlich Rattengift in Fredericks Gemüse versteckt. Angeblich würde in den im Hof installierten Rattenfallen nämlich Gift ausgelegt. Das wiederum bestreitet der Bereichsdienstleiter der Anstalt, es wäre dort kein Gift in den Fallen. Wehren kann sich Friedrich nicht, er sitzt wegen des Angriffs vom März in strenger Einzelhaft.

Gespräch mit Vollzugsleiter G. am 14. April 2020

Am 14. April hatte ich Zugang zu meinen Tiefkühlwaren beantragt, denn ich habe, wie alle anderen Insassen auch ein Fach in dem Gefriergerät. Am Spätnachmittag lud der Vollzugsleiter mich zum Gespräch und teilte mit, auf Anweisung von Staatsanwalt K. (von der Freiburger Staatsanwaltschaft) dürften keine Lebensmittel herausgegeben werden. Vielmehr würden kriminaltechnische Untersuchungen folgen. Es habe „ so etwas“ noch nie gegeben, dass Lebensmittel manipuliert worden wären. Von Rattengift wisse er persönlich gar nichts. Auf Vorhalt gab er zu, es sei nichts ausgeschlossen, auch nicht, dass sich am Ende alles ganz anders darstelle als von Friedrich behauptet. Aber all das zu klären sei nicht seine Aufgabe, sondern die der Staatsanwaltschaft. Bis auf weiteres bekommt also niemand von der Station seine Lebensmittel zurück.

Ob es sich um versuchten Mord oder viel heiße Luft handelt wird sich vorerst nicht klären …

Thomas Meyer-Falk, z. Zt. Justizvollzugsanstalt (SV), Hermann-Herder-Str. 8, D-79104 Freiburg

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last modified 18.04.2020 | webmaster