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Freiheit wird einem nicht gegeben – Freiheit muss man sich nehmen

Freiheit wird einem nicht gegeben –
Freiheit muss man sich nehmen

Für Gefangene hat der Begriff der Freiheit eine ganz besondere Bedeutung, ist doch eine größere Unfreiheit als die, eingesperrt zu sein, für viele nur schwer vorstellbar ( wobei nicht außer acht gelassen wird, dass auch eine große Zahl von Menschen außerhalb der Knastmauern in einem Zustand innerer oder äußerer Unfreiheit leben muß).
Gerade der 18.März lenkt dabei den Blick auf Freiheit, den Kampf um und für Freiheit, aber auch die Unfreiheit.

Die politischen Gefangenen hatten sich das Recht genommen, nicht mehr nur tatenlos zuzusehen oder innerhalb derjenigen Grenzen, welche die staatlichen Repressionsapparate gesetzt haben, ihren Protest zu äußern. Sie haben Grenzen überschritten, Gesetze der Staaten und Systeme verletzt, die letztlich überwunden werden sollen, immer mit dem Ziel vor Augen, für eine von Kapitalismus, Sexismus, Imperialismus freie Welt zu kämpfen.

Auf den ersten Blick mag das pathetisch klingen, vielleicht auch anmaßend, denn der Widerstand Einzelner wird selten den Lauf der Weltgeschichte ändern. Aber was ist die Alternative? Die Hände in den Schoß legen?
Freiheit bedeutet doch, dass der/die Einzelne sich ungehindert entfalten kann, dass er oder sie im Menschsein in seiner/ihrer Würde ernst genommen wird.
Auch wenn „Die Internationale“ heute immer mehr in Vergessenheit gerät, in der zweiten Strophe heißt es so treffend: „es rettet uns kein höh`res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.“ Das heißt wir müssen kämpfen!

Dabei sind die Gitter, Mauern, verschlossenen Türen hier im Gefängnis nur Metaphern für eine allgemeinere Unfreiheit. Ich sitze nun schon seit Jahren in ( Isolations - ) Haft, bin äußerster Reglementierung unterworfen – bin unfrei!
Trotz dieser äußeren Unfreiheit bleibt uns Gefangenen die innere Freiheit, diese kann uns nicht genommen werden. Uns bleibt ( in eingeschränkten Maße wegen der Postzensur durch Gefängnis oder Gericht ) die Freiheit des Wortes.

Die erwähnte allgemeinere Unfreiheit betrifft jene Menschen „draußen“, außerhalb der Gefängnismauern: ihr Leben ist ebenfalls streng reglementiert, die Zäune, Gitter und Mauern werden immer mehr ausgebaut, vergrößert, verstärkt. Seien es die „Sozial“ – Gesetze die einzig dazu dienen, gesellschaftliche Ist – Zustände zu zementieren und diese soziale Schicht möglichst fest in den Griff zu bekommen, oder die ganz handfesten, tödlichen EU – Außengrenzsicherungssysteme an denen jährlich abertausende von Menschen zu Tode kommen. Um nur zwei von zahllosen Beispielen zu nennen.

Der 18. März sollte meines Erachtens deshalb nicht nur als Tag der politischen Gefangenen, sondern als Tag für Freiheit verstanden werden – und weiter gedacht sollte jeder Tag des Jahres ein Tag der Freiheit sein! Meine Gedanken gelten allen politischen Gefangenen, ganz besonders aber, da ihr Strafprozeß in Aachen kurz bevor steht, Bart de Geeter, Jose Delgado und Gabriel Pombo da Silva!
Und meine Gedanken gehen an jene Menschen „draußen“ die uns nicht vergessen, die Solidarität, ihre Wärme, Sympathie und Zuneigung zeigen, dabei aber auch politische Kritik nicht vergessen. Denn es geht nicht um kritiklose, blinde Solidarität.
Freiheit!
Geschrieben von: Thomas Meyer-Falk, - c/o JVA, Z.3117, 76646 Bruchsal – zum 18.03.2005








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