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Abmilderung der Isohaft

Abmilderung der Isohaft für Meyer-Falk

Seit Sommer 1998 wurde ich in der Justizvollzugsanstalt (JVA) wegen „Fluchtgefahr“ in Isolationshaft gehalten; in den erste Jahren durfte ich die Zelle nur gefesselt verlassen, Besuche erhielt ich nur im Trennscheibenraum (Besuchsperson und Gefangener sind durch eine von der Decke bis zum Boden reichenden Panzerglasscheibe voneinander getrennt).
Essen bekam ich gesondert von der Anstaltsküche durch Beamte geliefert, damit die als Essensträger eingesetzten Gefangenen mir nichts in die Zelle schmuggeln konnten. Wöchentlich fanden mehrere Durchsuchungen, verbunden mit vollständiger Entkleidung statt.

Gegen all diese Maßnahmen und zig andere wehrte ich mich mal mehr, mal weniger erfolgreich vor Gericht; auf meiner Homepage sind diverse Beispiele aufgeführt.
In all den Jahren bekam ich von vielen Menschen „draußen“ aufmunternde, freundliche, aber durchaus auch kritische Briefe. Und obwohl alle Briefe erst von der Anstalt gelesen wurden, somit eine wirkliche Privatsphäre nie bestand, gaben die Briefe mir Kraft !
Und dafür danke ich jeder und jedem einzelnen von Euch !

Wenn ich mich mit Beiträgen aus „Zelle 3117“ über den Strafvollzug zu Wort meldete, bekam ich gelegentlich auf dem Indymedia Forum (http://de.indymedia.org/openposting/index.shtml)
Bemerkungen zu lesen, wonach es mit der Isohaft nicht weit her sein könne, wenn ich sogar Internet in der Zelle und zum anderen soviel Kontakte zu anderen Gefangenen hätte, dass ich über deren Situation berichten könne.

Ich habe weder einen PC zur Verfügung, geschweige denn einen Internetanschluss : meine Texte werden von FreundInnen „draußen“ abgetippt und dann via Internet in die Welt gesetzt.
Was die Informationen über Mitgefangene angeht, so schickten diese mir ihre Unterlagen per
(Haus)Post, sprich sie tüten bspw. Ihren Beschluss in ein Kuvert ein, notierten meinen Namen ins Empfängerfeld und übergaben den Brief der JVA zur Weiterleitung an mich. Oder sie klopften an meine Zellentüre, denn mit rufen kann man durch geschlossene Türen verständigen. Alles keine Zauberei - aber mühsame Kleinarbeit.

Und ich danke Euch allen die Ihr Texte von mir abtippt (meine Schrift lässt mitunter zu wünschen übrig J), sie verbreitet, mir Informationen zukommen lasst ! Danke!

Seit dem 5 Mai 2007 ist meine Haftsituation etwas gelockert; so wird meine Zelle nunmehr von 6.15 – 6.45 Uhr, 11.00 – 11.45 Uhr und 15.00 – 16.45 Uhr werktags geöffnet (Wochenendes sind es ein paar Stunden mehr), so dass ich mich im Hafthaus frei bewegen, andere Gefangene treffen kann. Einige Besuchbeschränkungen (Trennscheibe) wurden ebenfalls aufgehoben.

Wie kam es dazu ?
Am 02. Mai 2007 hatte ich ein ca. 10 Minuten dauerndes Gespräch mit der Zuständigen Abteilungsjuristin. Sie wollte wissen wie ich mir das weitere Vollzugsleben denn so vorstellen würde – und sie frug ob für mich Gespräche mit ihr denn „Kollaboration mit dem Feind wären“ (denn in den 4,6 Jahren in denen sie hier arbeitet, war dies „erst“ das zweite Gespräch mit ihr). Nun wird wohl geprüft ob man eine Tätigkeit als „Schänzer“ (in anderen Bundesländern Kalfaktor genannt) für mich findet, denn ich hatte deutlich gemacht , dass eine Tätigkeit in einem (Unternehmer)Anstaltsbetrieb nicht akzeptabel sei, da dies für mein Verständnis Zwangsarbeit darstelle. Auch eine Ausbildung ohne direkten Bezug zu einem Betrieb wäre zu prüfen.

In Zukunft werde ich eher noch mehr aus dem Strafvollzug berichten können als bisher
(aber keine Angst, ich werde an mir halten), denn im Angesicht des Elends auch hinter deutschen Gefängnismauern tut Öffentlichkeit Not. Wir leben eben nicht in einem Hotelvollzug !
Noch ein Wort an jene die sich fragen, wie zuverlässig denn die Informationen sind welche ich verbreite : persönliche Berichte von Gefangenen sind als solche gekennzeichnet und ansonsten schreibe ich in der Regel über Vorfälle zu denen mir schriftliche Unterlagen vorliegen, die ich also selbst gelesen habe. Mit dem bloßen kolportieren von Gerüchten und Mutmaßungen ist nämlich Gefangenen nicht gedient.

Und so hoffe ich auch weiterhin auf aufgeschlossene, geneigte Ohren zu treffen, wenn ich von mir hören lasse – denn selbst bei Berücksichtigung dessen, was viele derer die hier hinter Gitter sitzen getan haben : es sind und bleiben Menschen !

Thomas Meyer – Falk , c/o JVA – Z. 3117, Schönbornstrasse 32, D- 76646 Bruchsal Homepage: www.freedom-for-thomas.de




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last modified 21.11.2017 | webmaster